Knapp 50 interessierte Besucher hatten sich heute um 15:00 Uhr im Eisenbahnmuseum Jünkerath versammelt. Anlass war die Präsentation eines Buches der Eisenbahnfreunde Jünkerath über eine interessante Bahnstrecke.
Die sogenannte „rechtsufrige Moselbahn“ wurde vor über 100 Jahren geplant, aber nie zu Ende gebaut. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen verbirgt sich dahinter eine spannende Geschichte, die Martin Kreckler von den Eisenbahnfreunden Jünkerath in einem 384 Seiten umfassenden Buch dokumentiert hat.
Die Moselstrecke, wie wir sie heute kennen, führt durch den Cochemer Tunnel und schneidet damit den Cochemer Krampen mit seinen Gemeinden ab. Dadurch war deren wirtschaftliche Teilhabe stark eingeschränkt und so bildeten sich Eisenbahn-Komitees, die eine Anbindung des Gebietes an die Eisenbahn forderten. Zunächst ohne Erfolg.
Erst mit der steigenden Furcht vor einem Angriffskrieg, der im Verhalten von Frankreich gesehen wurde, beschlossen die preußische Regierung und das Deutsche Reich zu Beginn des Jahres 1914 den Bau mehrerer strategischer Bahnlinien. Eine davon war die Linie Ehrang – Neuwied, die endlich auch die Gemeinden des Cochemer Krampens anbinden sollte. Die Strecke sollte ab Ehrang als sogenanntes 3. und 4. Gleis bis Bengel neben der bestehenden Moselstrecke verlaufen und von dort aus eigenständig durch das Alftal hinab bis hinter Aldegund linksseitig der Mosel weitergeführt werden. Bei Neef wäre sie auf die rechte Moselseite gewechselt, um dort bis Coblenz weiterzulaufen. Das Teilstück ab Coblenz bis Neuwied wurde ebenfalls zweigleisig geplant und auch gebaut.
Durch die angespannte politische Situation bekam die rechtsufrige Moselbahn hohe Priorität. Um den geplanten Fertigstellungstermin einzuhalten, wurde bei einigen Teilen, die eine längere Bauzeit benötigen, frühzeitig mit der Projektierung und dem Bau begonnen. Hierzu gehörten der Quinter Viadukt, die Salm- und Lieserbrücken, die Neefer Brücke, der Viadukt durch Bruttig, der Treiser Tunnel, die Bahnhofsanlagen in Treis und die mächtige und formschöne Kronprinzenbrücke bei Engers über den Rhein. Der verlorene Erste Weltkrieg verhinderte letztendlich den Bau der Strecke. Auch Teillösungen, wie die als Meliorationsbahn deklarierte Umleiterstrecke Carden – Neef, kamen aus finanziellen Gründen nicht mehr zum Tragen.
In seinem rund zweistündigen Vortrag gab Autor Martin Kreckler einen kleinen Einblick in die in jahrelanger Arbeit erstellte Dokumentation. Mit Hilfe zahlreicher Fotos, Direktionskarten und Pläne brachte Martin Kreckler den Besuchern die Geschichte und den Verlauf der Strecke auf eindrucksvolle Weise nahe.
Mit viel Akribie hat der Autor zahlreiche interessante Unterlagen aus unzähligen Quellen zusammengetragen, zum Beispiel aus dem Landeshauptarchiv Koblenz, dem Landesarchiv NRW, dem Landesarchiv des Saarlandes, verschiedenen Stadt- und Unternehmensarchiven, dem Bundesarchiv und privaten Sammlungen.
Eines der vielen Highlights waren Auszüge aus dem Fotoalbum des norwegischen Brückenbauingenieurs Ivar Arstadt, der um 1915 bei der Bauunternehmung Jager beschäftigt und in dem Zuge mit dem Bau von Brücken der rechten Moselbahn befasst war. Arstadt hat viele der von ihm konstruierten Bauwerke fotografiert. Das Fotoalbum kam eines Tages bei ebay unter den Hammer und da zögerte Martin Kreckler nicht lange. Die Fotos dokumentieren das Vorgehen im Eisenbahnbau jener Jahre unter schwierigsten Bedingungen und sind eine Hommage an die damaligen Planer und Baumeister.
Die Besucher verfolgten gespannt den Vortrag von Martin Kreckler und sparten am Ende nicht mit dem verdienten Applaus. Im Anschluss bestand die Gelegenheit, die Bücher der Eisenbahnfreunde Jünkerath zu erwerben und noch ein wenig zu fachsimpeln.
Gegen 18:30 Uhr ging ein spannender Eisenbahnnachmittag in Jünkerath zu Ende. Das nächste Buch der Eisenbahnfreunde Jünkerath ist übrigens bereits in Arbeit und soll im kommenden Jahr erscheinen.