Das Hochwasser vom 14. Juli 2021 war für viele Menschen und Institutionen eine echte Katastrophe, bekanntlich auch für uns. Doch die Flut hat auch Dinge zutage gefördert, die viele Jahrzehnte lang verborgen waren. Eines davon ist unser Museumsstück des Monats Januar 2025.
Vor mehr als hundert Jahren, zwischen 1909 und 1913, herrschte in unserer Region Aufbruchstimmung. Eisenbahnen wurden gebaut. Ein Heer an Arbeitern aus aller Herren Länder schuftete Tag um Tag mit Hacke und Schaufel, mit Presslufthämmern, Brecheisen und mancherlei anderen Werkzeugen dafür, dass die Strecken Dümpelfeld - Lissendorf - Jünkerath und Ahrdorf - Blankenheim (Wald) pünktlich eröffnet werden konnten. Das Donnern der Sprengungen erfüllte die zuvor so ruhige und beschauliche Gegend. Auch Maschinen kamen zum Einsatz. Mächtige Dampfbagger und Feldbahnlokomotiven mit zahlreichen Loren sorgten dafür, dass Gestein und Erde abgebaut und an die richtige Stelle gebracht wurde.
Auch unweit des Mülheimer Tunnels war eine solche Feldbahnlokomotive im Einsatz. Welcher Firma die kleine Tenderlokomotive mit einer Spurweite von 600 mm gehörte, lässt sich nicht genau sagen. Der betreffende Streckenabschnitt gehörte zu Los IV der Strecke Ahrdorf - Blankenheim (Wald). Dieses Baulos war von der Kgl. Eisenbahndirektion Köln zunächst an Firma Arno Möller aus Duisburg vergeben worden. Wegen des Konkurses der Firma Möller übernahm die Firma Asprion aus Überlingen ab 14. November 1911 dieses Baulos.
Jedenfalls muss wohl eines der Briketts, mit dem die Feldbahnlokomotive befeuert wurde, aus dem Tender gefallen sein. Jahrzehnte später kam es aufgrund des Starkregens im Sommer 2021 zu einem Hangrutsch, bei dem dieses Brikett wieder zum Vorschein kam. Es war rund 22 cm lang, 11 cm breit und 10,5 cm hoch. Ein ganz schöner Brocken
also, siehe Foto unten. Dass das Brikett einmal zu einer Feldbahnlokomotive gehörte, war zunächst nicht klar.
Im September 2021 wandte sich der Finder des Briketts an uns mit der Frage, ob das Fundstück mit der Prägung "Z J D" von einer Dampflok stammen könnte. Das konnten wir ausschließen und so kamen wir dann auf die Idee, dass das gute Stück einmal zum Verfeuern auf einer Feldbahnlok gedient haben könnte.
Ein Blick in unser Fotoarchiv gab uns dann die Gewissheit. Auf dem Foto, welches tatsächlich den Eisenbahnbau bei Mülheim (Eifel) zeigt, sieht man deutlich die Briketts auf der Feldbahnlokomotive. Vielleicht ist unser Exemplar sogar mit auf dem Tender, der gezeigten Lokomotive.
Jetzt war nur noch eine Frage offen. Was bedeutete die Prägung "Z J D"? Hier half uns ein Eisenbahnfreund weiter, der uns ein anderes Exponat, das sicher auch einmal Museumsstück des Monats wird, übergeben hatte. Die Abkürzung steht für "Zeche Johann Deimelsberg" aus Essen-Steele.
Wir freuen uns über dieses schöne Museumsstück aus der Bauzeit der oberen Ahrtalbahn und darüber, dass wir das Rätsel seiner Herkunft lösen konnten.